Geomorphologie

   
 

 Allgemeine Geomorphologie

 
   

Lernvorlage zum Lehrbuch
ZEPP, HARALD (2003): Geomorphologie, Schöningh UTB

zusammengefasst von Roman M.

 

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Exogene Prozesse (Verwitterung, Abtragung und Ablagerung von Gesteinsmaterial durch Wasser, Eis und Wind), vorwiegend reliefvermindernd, formen Skulpturformen

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Endogene Prozesse (Krustenbewegungen, Vulkanismus) vorwiegend relieferhöhend und strukturbildend, formen Strukturformen

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Erde als Geoid: Polardurchmesser 42km kürzer, Meeresspiegelabstände variieren um >100m, Äquatordurchmesser 12756km; Schalenbau: Kruste (16-40km); Fester Mantel aus ultramafischem Gestein (2895km), Flüssiger Äußerer Kern aus Nickel und Eisen (2220km), Fester Innerer Kern (1255km)


 

Plattentektonik:
 

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Lithosphäre (bis 150km) schwimmt mit einigen cm / Jahr auf Asthenosphäre

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ozeanische Kruste (3,2g/cm³) dichter als kontinentale Kruste (2,7g/cm³)

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Divergenz => sea floor spreading ; Riftsystem

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Konvergenz => Subduktion

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Horizontalverschiebung => Transformstörung

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Antriebsmechanismus und Energiequelle: Zerfall radioaktiver Elemente im Erdinnern -> Wärme -> Konvektionsströme (heißes Magma steigt)

 

Tektonik:
 

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Krustenverstellungen schaffen Höhenunterschiede und damit Energiegefälle als Vorraus-setzung exogener Prozesse, die auf einen Niveauausgleich gereichtet sind.

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Geothermischer Gradient (1 K/33m) und Verfestigungsgrad beeinflussen: bis 10km Tiefe treten Brüche im Gestein auf (spröder Bereich), tiefer (duktiler Bereich) sind bruchlose Verformungen möglich) => Metamorphose

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Epirogenese: Großräumige Hebungen und Senkungen von Krustenteilen (Alpen: 1mm/a)

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Orogenese: abgeschlossene Phasen mit Plattenkollision und Krustendeformation

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Lagerungstypen von Sedimentgesteinen: söhlig (horizontal, jung über alt); geneigt; senkrecht; (Saigerstellung), invers (alte über junge)

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Graben und Horst: Tiefscholle beidseitig von zwei Hochschollen umrahmt (Graben), Hochscholle von zwei Tiefschollen umgeben (Horst), beide meist durch Dehnung ent-standen

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Schichtfalte: auf kurze Distanz wechseln Einfallswinkel und Einfallsrichtung der Schicht-fläche

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Streichen und Fallen: Definition für dreidimensionale räumliche Lage einer Schnittfläche

 

Gesteine:
 

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Gesteine werden traditionell als Gemenge von Mineralien definiert

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Wichtige Mineralien: Silikate (Feldspäte, Glimmer, Tonminerale, Augit, Hornblende ), Oxide (Quarz…), Karbonate (Calcit…), Sulfate (Gips...) und Chloride (Steinsalz...)

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Silikate: wichtigstes Bauelement: SiO4 - Tetraeder

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1. Magmatite: entstehen durch Abkühlung magmatischer Schmelze, Hauptbestandteil sind Silikate; Magmengruppen werden nach ihrem Kieselsäuregehalt (% SiO2) und Kris-tallgröße (Vulkanite: schnelles abkühlen => feinkörnig; Plutonite: langsames Abkühlen => grobkörnig) unterschieden; Vulkanische Lockerstoffe (=> Pyroklastika, Tephra), Lava-fetzen in der Luft erkaltet (=> Schlacken); große, runde Lavafetzen (=>Bomben), verfes-tigte Asche (=> Tuffe, Bimssteine)

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2. Sedimente: Ausgangsgesteine: Magmatite+Metamorphite; klastische Sedimente be-stehen aus Gesteinstrümmern unterschiedlicher Größe; Korngrößenzusammensetzung (Tone - Schluffe - Sande - Kiese - Schutt), grobe Komponenten durch Bindemittel ver-kittet: Konglomerat (runde Komponenten) Breccien (eckige Gesteinsbruchstücke)

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3. Metamorphite: zunehmende Tiefe, Mineralien des ursprünglichen Gesteins werden instabil und umgebildet, Gesteinsgefüge ändert sich (z.B.: aus Kalkstein wird Marmor, Sandstein wird Quarzit)

 

Der Abtragungszyklus von Davis
 

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Annahmen: Mit zunehmenden Alter wird die Erdoberfläche zunehmend durch die Abtra-gung (insb. durch Wasser) geformt

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Jungstadium (schnelle Reliefveränderung, Wildbäche, Erdrutsche), Reife-Stadium (brei-tes Spektrum an Oberflächenformen, freie Mäander), Altersstadium (dauert sehr lange, geringe Abtragungsraten, breite Flüsse auf fast ebenen Tiefland = Rumpffläche)

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Kritik: In der Realität wirken exogene und endogene Prozesse gleichzeitig! Begriff Zyklus falsch, da es sich nicht mehrfach wiederholt!
 

siehe auch:
Theorien zur Rumpfflächenbildung

 

Verwitterung
 

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Definition: Veränderung der physikalischen, chemischen und mineralogischen Eigenschaften von Gesteinen und Sedimenten an der Erdoberfläche unter dem Einfluss der Atmo-, Hydro- und Biosphäre.

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Subaerische Verwitterung (= unter Einfluss der Atmosphäre, Tiefe abhängig vom Klima ) bis zum Grundwasserspiegel, subhydrische Verwitterung unterhalb des Grundwasserspiegels

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Physikalische Verwitterung: alle Prozesse, die Gesteine und Sediment zerkleinern;
Druckentlastung und Abkühlung von Magma (Gestein gelangt an die Oberfläche, wird druckentlastet und Klüfte reißen auf),
Desorption und Adsorption von Wasser
(Oberflächenspannung durch Adsorptionswasser, wirkt stärker, je dünner der Wasserfilm ist, Desorption und Adsorption müssen sich abwechseln);
Temperaturwechsel
(wegen schlechten Wärmeleiteigenschaften von Gesteinen bauen sich Spannungen zwischen Gesteinsinnerem und -äußerem auf, wirkt aber nicht wirklich!);
Frostsprengung
(Hohlräume müssen vollständig wassergefüllt sein, Eispfropfen muss Öffnung verschließen)

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Chemische Verwitterung: Reaktion zwischen Verwitterung/Bodenlösung (Wasser und Inhaltsstoffe) und den Mineraloberflächen.

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Verwitterungsformen: Tafoni (Trockengebiete), plattige Verwitterungskörper (Druckentlastung), Kernsprünge (Frostverwitterung), Wabenverwitterung auf Sandstein und Ab-schuppung (Salzverwitterung + Adsorption/Desorption), Wollsackverwitterung

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Korngrößenklassen: kantige Steine / runde Steine, Grus (kantig) / Kies (rund), Sand, Schluff, Ton; Korngrößenzusammensetzung: Abgrenzung nach Schluff- und Tonanteilen im Bodenartendreieck (100%-[60%Schluss+15%Ton]=25%Sand)

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Prozesse der Bodenbildung: B = f(G,K,V,W,M)*Z² (Faktoren: Gestein, Klima, Vegetation, Wasser, Mensch, Zeit); Transformationsprozesse (Aufbau des Humuskörpers durch Mineralisierung und Humifizierung abgestorbener Organismen), Gefügebildende Prozesse (z.B. Quellung, Schrumpfung, Verkittung,...), Translokationsprozesse (Verlagerung von bodeneigenen Substanzen) führen zum Ausbilden oberflächenparalleler Abschnitte = Horizonte!

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Bodentypen: Ranker, Rendzina, Pararedzina, Braunerde (Ah- Bv- C; geringmächtiger humoser A; verbraunter B; in ca. 1m Tiefe C) Podsol (O - Ah - Ae - Bhs - Bs - C; mächtige Humusauflage; aschgrauer, gebleichter Eluvialhorizont Ae; dunkler B mit Ortsteinbildung in grauschwarzen/ kaffeebraunen humusreichen Bsh u. rostgelben/ - braunen Bs geteilt), Pseudogley, Gley,…

 

siehe auch:
Prozesse der Bodenentwicklung
Bodengeographie - Ein Einführungsversuch

 

Gravitative Massenbewegungen
 

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Damit gravitative Massenbewegungen einsetzen, müssen die treibenden Kräfte die haltenden Kräfte übertreffen

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Kräfte auf die Bodenpartikel: Gewichtskraft (senkrecht), Auflagerungskräfte (überlagerte Partikel übertragen Kräfte an den Kontaktpunkten), Köhäsions- und Adhäsionskräfte (Zusammenhalt der Teilchen) Scherspannung (hangparalel abwärts wirkende Kräfte)

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Coulomb'sches Gesetz: formuliert die Grenzscherspannung, die erreicht werden muss, bevor Material gravitativ ins Rutschen gerät. Hänge sind anfälliger, je steiler sie sind, je geringer die innerer Reibung, je geringer die Kohäsion

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Sturzdenundation: v.a. an Felswänden, bildet Sturzhalde (25-35°Neigung, Sortierung nach Korngrößen: größere kullern weiter!); Wandabtragung in Steinschlagrinnen;
So
nderfall Bergstürze: Komplette Bergflanken, Abrissnische und Akkumulationsgebiet (Tomalandschaft) leicht zu unterscheiden; auslösende Faktoren: Erdbeben + Durchfeuchtung

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Versatzdenundation: =Bodenkriechen: sehr langsam, Ausdehnung und Zusammenziehen des Materials (durch Wasseraufnahme quellfähiger Tone oder Gefrieren des Bodenwassers). Bodenoberfläche hebt sich an und senkt sich, die Bodenpartikel werden hangabwärts "versetzt". => Säbelwuchs von Bäumen!

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Denundation durch Rutschen oder Gleiten: Bewegung hangabwärts als kompakte Einheit auf einer Gleitfläche (bevorzugt auf wasserundurchlässigenen Tonen) => Translationsrutschung; im homogenen Material => Rotationsrutschung; Unterscheidung zwischen Abrissgebiet, Bewegungszone und Akkumulationsgebiet

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Fließungen: wenn feinerdereiches Material vollständig (und nicht nur oberhalb der Gleitfläche) wassergesättigt ist. Muren: wassergesättigter Schutt fließt breiartig in Murschüben hangabwärts, Gelifluktuion: Fließen des Auftaubodens in Periglazialgebieten
 

 

siehe auch:
Denudation

 

Äolische Formung
 

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Grenzfächenphänomen zwischen fester Oberfläche und darüber hinwegstreichender Strömung, Schubspannung ist die Reibungskraft, die auf eine Fläche wirkt

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Transportarten: Suspension (kleine Korngrößen: Schluffe, Tone), Saltation (grobe Partikel werden hüpfend/springend vorangetrieben, mit Höhe:Weite=1:6, Energie wird auf andere Teilchen übertragen die Kriechend vorwärts gestoßen werden=> Reptation)

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Deflation: Ausblasung, Anhebung von Minaralkörnern; bei sinkendem Korndurchmesser steigt die Bedeutung der Kohäsionskräfte, mit Wasser die Kapillarkräfte => höhere Schubspannungsgeschwindigkeiten sind erforderlich; Winde bevorzugt aus einer Richtung => Deflationswannen; Gemisch aus Feinmaterial und Steinen => Wüstenpflaster

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Korrasion: =Windschliff, an Steinen bilden sich Windkanter, Yardangs (größere, der windrichtung angepasste Rücken), Hohlkegel (im unteren Bereich abgeschliffene Felsen => auch Pilzfelsen)

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Transport/Akkumulation von Sand: die meisten Körner werden in 1-2cm Höhe bewegt; Windrippel (Wellenlänge bis 5m, Reptation ist Transportmechanismus, Luvhand 10° Neigung, Leehang steil); Dünen (Wellenlänge bis 500m), (Wellenlänge über 500m); freie Dünen: Barchane [Arme in Leerichtung], Parabeldünen [Arme in Luvrichtung], Reihendüne [Kämme Senkrecht zum Wind], Strichdünen [Kämme parallel zum Wind]

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Staubsedimente/Löß: Löß besteht Hauptsächlich aus Quarz (+ Feldspäte, Glimmer, Tonminerale, Karbonate), Sedimentation bildet keine Schichten, besonders in Talauen wichtigstes bodenbildende Substrat, aus dem sich im Holozän Parabraunerden, Pseudogley und Schwarzerden entwickelt haben. Lößsedementation als Archive der Landschaftsentwicklung (Phasen der Sedimentation wechseln sich mit Bodenbildung ab, C14- und Thermoluminiszenzmethode!)
 

 

siehe auch:
Geomorphologie der Trockengebiete
Das Relief der Sahara
Paläoformen heutiger Vollwüsten I - Tertiär -

 

Fluviale Formung
 

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Fließwege zwischen Hang und Fließgewässer: Oberflächenabfluss (Niederschlag größer als Infiltrationskapazität), Hangwasserabfluss (Sickerzone), Grundwasserabfluss (gesättigte Zone)

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Abflussganglinien geben Aufschluss über hydrologische Gesamtreaktion eines Wassereinzugsgebiets auf Niederschläge und Verdunstung. Hochwasserereignis: Hochwasserwelle ist der Direktabfluss, mit Verzögerung kommt der Zwischenabfluss, ohne Hochwasser fließt der Basisabfluss.

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Abfluss und Fließgeschwindigkeit: Abfluss = Wasservolumen pro Zeit (Q=v*A); Stromstrich (Höchste Fließgeschwindigkeit); geringste Reibungsverluste bei bordvollem Abfluss, laminarer Abfluss (glattes Fließen, wie Glasplatten übereinander)

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Denundation durch fließendes Wasser: Planschwirkung (Zerschlagung von Bodenaggregaten durch Regentropfen und Zerspritzen von Wasser und Bodenpartikeln); Luftsprengung (trockene Aggregate mit eingeschlossener Luft werden plötzlich befeuchtet => Druck führt zur Luftsprengung und Bodenquellung; sehr kleine Partikel => Gefahr der Verschlämmung!). Beides führt zum Versatz von Bodenpartikeln hangabwärts! Oberflächenabfluss: wenn die Schubspannung größer ist als Scherwiderstand, dann werden Partikel losgelöst; mit zunehmendem Abfluss sinkt auch die Bedeutung der Reibung; wenn alle Unebenheiten wasserbedeckt sind => flächenhafter Abtrag; sonst => Abflusskonzentration

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Bodenerosionsformen: Rillen/Rinnen (kurzlebig), Gräben/Schluchten (katastrophal), Akkumulation von Bodenmaterial (Kolluvium)

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Allgemeine Bodenabtragungsgleichung: A=R*K*LS*C*P (Errosivität der Niederschläge, Errodierbarkeit des Bodens, Hanglängen- und Neigungsfaktor, Bodenbedeckungs- und Bearbeitungsfaktor, Erosionsschutzfaktor)

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Fluviale Prozesse im Gerinnebett: Flüsse schneiden sich ein (Tiefenerosion), haben Transportfunktion, beim Transport wird Material zerkleinert (Korrasion) und abgelagert (Sedimentation, Akkumulation). Variablen: Querprofil, Grundriss, Sohlenbeschaffenheit (=> kritische Scherspannung) Gefälle. Aus den größten Korngrößen, die ein Gewässer aufnehmen kann, ergibt sich die Kompetenz.

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Gewässerstrukturen: Sandiger Boden und ruhigem Wasser => Rippel oder Dünen; grobkörniger Boden => Abfolge von pools und riffles; Fließmuster: gradlinige Fließgewässer (bei hohem Talgefälle); mäandrierende Flüsse (Sinuosität=Fließlänge/Tallänge; Prallhang und Gleithang,), verzweigte Flüsse (bei Abflussschwankungen und stark sedimentführenden Flüssen, bilden Sand-/Kiesbänke)

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Akkumulation: geringe Wassertiefen => hohe Rauhigkeit => Auensedimente werden abgelagert; Dammfluss (Pflanzen bremsen seitlich, Damm bildet sich); Schwemmkegel (gefällsreiche Gebirgsbäche treten in flache Talsohle ein), verschleppte Mündungen; Schwemmlandebenen/Deltas (bei der Mündung)

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Talbildung: Def.: durch fließendes Wasser entstandene, länglich gestreckte Hohlformen; wird geprägt durch fluviale Prozesse und Prozesse der Hangformung (angeliefertes Material wird vom Fluss abgetragen => Hang wird steiler; angeliefertes Material kann nicht genug abgetragen werden oder Fluss akkumuliert => konkave Abtragungshänge mit Hangknick; => Fluss trägt schneller ab als Material angeliefert wird => steiler Unterhang, konvex)

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Talformen: vorherrschende Tiefenerosion: Klamm (alpin), Schlucht (steilwandig), Kerbtal (gerade, gestreckte Hänge), Canyon (flach lagernde untersch. resistente Sedimente); bedeutsame Hangdenundation: Muldental, Sohlental; Talmäander (mäandrierende Flüsse graben sich in den Untergrund, Umlaufberge entstehen beim Durchbruch der Mäanderhälse), Talterrassen: (Fluss schneidet sich in seinen Talboden ein und bildet in einem tieferliegendem Niveau eine neue Talaue)

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Sonderformen tektonisch ausgelöster Talentwicklung: Flussanzapfung (durch rückschreitende Erosion können Bergzüge zwischen benachbarten Talsystemen durchbrochen werden), Durchbruchtäler (Flüsse, die einen ihren Lauf durchquerenden Bergzug scheinbar durchbrechen => antezendente [tektonische Hebung], epigenetische [allgemeine Tieferlegung bringt Gebirge zum Vorschein], Überlaufdurchbruchstäler [Schuttmasse staut das Wasser, läuft über])

 

Grundrissmuster von Fluss und Talnetzen
 

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Dendritisch (baumartig verzweigt), gefiedert (federartig, mit kurzen Zuflüssen),

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parallel (Hauptwässer fließen parallel in den Fluss, Zuflüsse münden spitzwinklig)

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radial (Gewässer fließen von einem Zentrum in alle Richtungen; u.v.m!
 

 

siehe auch:
Fluvialgeomorphologie 1
Fluvialgeomorphologie 2
Charakteristika und Unterschiede des fluvialen Systems in ariden und humiden Gebieten

 

Glaziale Formung
 

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Gletscherentstehung: Porenvolumen: Neuschnee (97-93%), Schnee (93-67%), Altschnee (78-50%), Firn (56-20%), Eis (0%), Im Gletscher trennt die Gleichgewichtslinie das Nährgebiet vom Zehrgebiet (Flächenverhältnis ca 2:1)

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Gletschertypen: Talgletscher alpinen Typs (Eisstromnetz, Kargletscher), Deckgletscher (Inlandeis [Antarktis+Grönland], Eisschilde [kleinflächiger], Schelfeis [bedeckt auch das Meer], Plateaugletscher [überdecken wellige Hochflächen])

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Gletscherbewegung: Fließgeschwindigkeit (Alpengletscher: 30-150m/a) steigt mit Temperatur und einer Schicht Schmelzwasser; Längsspalten (Geschwindigkeitsunterschiede zwischen Mitte und Rändern); Querspalten (über Gefällsstufen im Untergrund, werden danach wieder geschlossen); Unterscheidung zwischen warmen (mit Schmelzwasser) und kalten Gletschern; spektakuläre Gletschervorstöße: surges

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Glaziale Erosion: fließendes Eis übt eine Schubspannung aus, das Verhältnis von Schubspannung zur Wiederständigkeit des Materials sowie die Schuttführung des Gletschers bestimmen die Abtragungsrate; fluviale Erosion durch Schmelzwässer (=subglazifluviale Erosion) ; schleifende Wirkung des Eises (=Detersion) auf der Vorderseite eines Hindernisses (Rundhöcker), herausbrechende Wirkung (=Detraktion) an der Rückseite des Hindernisses

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Glaziale Abtragungsformen: Kare (= vom Eis freigegebene Mulden von Hanggletschern); Trogtäler (mit Trogsohle ->Trogwand ->Trogkante -> sanftes Ansteigen über Schliffbord -> Ende des ehemaligen Gletschers bei Schliffgrenze -> darüber rauhe/kantige Hänge; im Längsschnitt: Stufenbildung!)

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Glazialer Transport: subglazial (am Gletscherboden), supraglazial (auf dem Gletscher), intraglazial (im Gletscher)

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Glaziale Akkumulation: Moränen (unsortiertes Lockergestein): bewegte Moränen (Obermoräne, Innenmoräne, Untermoräne); abgelagerte Moränen (Seitenmoräne, Mittelmoräne [bei zusammengeführten Gletschern], Grundmoräne [entspricht Untermoräne], Endmoräne [vor dem Gletscher])

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Glaziale Serie in Jungmoränenlandschaften Norddeutschlands: Urstromtal -> Sander -> Endmoräne -> Grundmoräne mit Glazialem See [durch Toteis entstanden], Söll [wie See, aber kleiner], Os und Drumlin [dammartig, in der Eis-Bewegungsrichtung], Kames [wie Os aber runder], Stauchmoränen [hinter Endmoräne]

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Glaziale Serie im Alpenvorland: Schotterfeld -> Endmoräne -> Grundmoräne (mit Drumlins) -> Zungenbecken

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Eiszeiten in Europa vor 600.000-10.000 Jahren:
im Alpenraum : Günz, Mindel, Riss, Würm
in Norddeutschland: Menap, Elster, Saale, Weichsel
 

 

siehe auch:
Glazialgeomorphologie I
Glazialgeomorphologie II

 

 

Periglaziale Formung
 

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Permafrost: Entsteht bei Jahresdurchschnittstemperaturen von -1°C; Auftaubereich (30cm-2m) abgegrenzt durch die Permafrosttafel vom Permafrost (10-1500m); Niefrostbereich (= Talik; enthält flüssiges Wasser, kommt unter und im Permafrost vor [Linsen, Taschen]), Bildung dauert sehr lange (mehrere 1000 Jahre, daher Vorhandensein von reliktischem Permafrost); Fehlen von Wasser => trockener Permafrost; kontinuierlicher (100% durchfroren), diskontinuierlicher (> 50%), sporadischer Permafrost (<50%)

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Eiskeile/Eiskeilnetze: Spalte entsteht durch Spannungen im Permafrost, im Sommer taut die Auftauzone und füllt die Spalte mit Wasser, erneutes gefrieren dehnt die Spalte (bis zu 1m Breite und 10m Tiefe!)

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Thufur, Palsa, Pingo: rundlich ovale Hügel;
Thufur (h=<80cm, d=40-150cm);
Palsen (oval, h=<10m, b=10-15m, l=15-115m);
Pingo (h<70m, d<700m)

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Kryoturbation und Frostmusterstrukturen: Kryoturbation (=Deformation und Verwürgung der Schichten), Frostmusterstrukturen (z.B. Feinerdenetze, Steinpolygone, Steinstreifen)

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Solifluktion: Def.: Gravitative Massenbewegungen an Hängen, bei denen Frostwechsel, Eiswachstum und/oder Permafrost beteiligt sind; Kammeissolifluktion (Eisnadeln heben die obersten cm des Bodens an, beim Abschmelzen -> Versatz); Versatzdenundation (feuchtes Feinmaterial und Frostwechsel), Gelifluktion (durchnässtes Feinmaterial fließt auf wasserundurchlässiger Permafrosttafel)

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Thermokarst: = Pseudokarst (geschlossene Hohlformen entstehen)

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Abluation: Spüldenundation auf Hangflächen, wirkt korngrößenselektiv

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Asymmetrische Täler: Sonnenexponierte Südhänge tauen schneller auf => sind länger der Abtragung ausgesetzt, verflachen stärker!
 

 

siehe auch:
Der Periglaziale Formenschatz
Periglaziale Prozesse

 

Vulkanbauten und Vulkanformen
 

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Schildvulkane: Effusiver Vulkanismus (dünnflüssiges, basisches Magma), geringe Neigung der Vulkanflanken (Entlang der Mittelozeanischen Rücken, also Island, sowie Hawaii etc.).

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Stratovulkane/Schichtvulkane: Steile Kegelberge mit wechselnden Lagen von Asche und Lava, intermediäre (zwischen sauer und basisch) Lava. Oft entstehen Calderas (Einsturzhohlformen); Entlang von Subduktionszonen, z.B. rund um den Pazifik, sowie Vesuv, Ätna (It), Mount St. Helens (USA), Fudschijama (Japan).

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Gasvulkane: Explosive Ausbrüche von wenig Asche und Gestein, keine Lavaförderung (z.B. Pipes = gefüllte Schlote in Südafrika, Maare in Mitteldeutschland).

 

Karst
 

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Karst, allgemein: In Kalkgebieten schafft Regenwasser besondere Formen; Wasser löst dabei Kalk, Dolomit, Marmor (chemische Verwitterung): H2O + CO2 -> H2CO3 ; CaCO3 (Kalk, unlöslich) + H2CO3 -> Ca(HCO3)2 (Calciumhydrogencarbonat, leicht löslich); der Prozess ist umkehrbar, wenn dem Wasser CO2 entzogen wird.

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Karren/Schratten: Regen fließt in Rinnsalen ab, entlang der Rinnen wird Kalk aufgelöst -> parallele Karren (Karrenfelder, in Richtung größtes Gefälle)

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Schwundlöcher: Riesige Sickerstellen, die ganze Flüsse aufnehmen

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Karsthöhlen: Höhlensysteme, die sich das Wasser in den Kalk frisst

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Karstquellen/Stromquellen: Gewaltige Quellen, wo vorher verschwundene Flüsse wieder heraustreten.

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Dolinen: Beim Einsturz von Höhlen: Trichterförmige Einsenkung mit steiler Böschung (10 m - 1 km Durchmesser, bis 300 m tief), am Grund oft fruchtbares Material: eingeschwemmte Verwitterungserde (z.T. Löß).

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Poljen: Einbruch eines ganzen Talzuges, wie Doline, aber bis 100 km².

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Tropfsteinhöhlen: Stalaktit, Stalagmit, Sintersäule (durchgehend); wachsen bis 4 cm/Jahr durch Abgabe von CO2 beim Tropfen wird Kalk ausgefällt.
 

 

siehe auch:
Karst

 

Schichttafel-, Schichtstufen- und Schichtkammrelief
 

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Schichttafel: Entstehen bei fluvial gesteuerter Talentwicklung, wenn die Gesteine sehr flach liegen und wechselnd widerstandsfähig sind. Charakteristische Formen sind Tafelberge

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Schichtstufen: entstehen in Gebieten mit wechselnd widerstandsfähigen Gesteinen mit einer Neigung von 1-5°, Elemente: Stufensockel (im wenig widerstandsfähigen Gestein) -> steiler Stufenhang (im widerstandsfähigen Gestein) -> Trauf (= Knickpunkt) -> leicht geneigte Stufenfläche

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Schichtkämme: bei starker Schichtneigung (>10°), haben keine Stufenflächen, sondern die widerstandsfähigen Schichten rücken aneinander
 

 

siehe auch:
Schichtstufen und Theorien ihrer Entstehung

 

Litorale Prozesse
 

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Wellen: freies Wasser: Höhe und Länge der Wellen sind Ausdruck der Windstärke und ihrer Wirkungsdauer, unterhalb ½ Wellenlänge sind die Bewegungen der Wasserteilchen nicht mehr spürbar (= Kritische Tiefe für das Wellenbrechen)

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Wellenrefraktion: Wellen bewegen sich vom Tiefenwasser schräg auf eine Uferlinie zu und richten sich parallel zum Ufer aus (Grund: Abbremsen im flachen Wasser)

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Form des Wellenbrechens: Schwallbrecher (flaches Wasser => Schaumkrone läuft auf der Vorderseite herunter), Sturzbrecher (steiles Ufer und größere Wellen => wasserfallartiger Kamm bricht zusammen), Reflexionsbrecher (Steilküsten => kein Brechen, sondern Reflektieren)

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Gliederung eines Sandstrands: Tiefenwasser (Anlagerung) -> Brandungslinie (Abtragung) -> Surf (Transport) -> Übergang (Abtragung) -> Swash (Anlagerung + Abtragung)

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Flachküsten: Schorre (ständig der Wirkung des bewegten Wassers ausgesetzt, mit Riffen, Strandpiel [Wasserrinne bei Niedrigwasser zwischen Riff und Strand]) Strand (unterteilt in den nassen Strand [wird bei jeder Flut überschwemmt] und trockener Strand [von Strandwall abgegrenzt, nur bei Sturmflut überschwemmt]), hinter dem Strand kommen Dünen

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Einfluss von Strömungen/Gezeiten auf Flachküsten: Strandversatz (tritt auf, wenn Wellen schräg auf die Küste auftreffen => Teilchen werden senkrecht vom Strand abtransportiert und wieder schräg angeschwemmt => Zickzackbewegung am Strand entlang); es bilden sich Haken/Nehrungen (Strandwall wächst ins Meer), die Buchten abschnüren können (=> Aussüßung => Strandsee; keine Aussüßung=> Haff/Lagune). Ist die ganze Küste somit begradigt, spricht man von Ausgleichsküsten.

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Seichtwasserküsten sind Küsten, die sehr langsam ansteigen. Sie bilden freie Nehrungen (Landstreifen frei im Meer, der einen Meeresteil fast abschnürt), Ketten von Sandinseln, Watt (wird regelmäßig überspült, entwässert durch Priele, Sandwatt oder Schlickwatt), Marschen (Bereiche aus Schlick und Feinsand, die nicht mehr überschwemmt werden) Mangrovenküsten

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Küstentypen: Überflutete glaziale Formen: Fjordküste; Watten-/Fördenküste (ausgeschürfte glaziale Rinnen); Schärenküste (Rundhöckerlandschaft, viele kleine Inselchen); Boddenküste (Grundmoränenlandschaft).
Untergetauchte fluviale Formen: Riasküsten (Flußtäler überschwemmt), Canaleküste (küstenparallele Bergrücken sind abgesunken)
 

 

siehe auch:
Das Litorale System

 

 

Literatur:
 

Zepp, Harald (2003): Geomorphologie, Schöningh UTB

 

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