Geomorphologie

   
 

 Paläoformen heutiger Vollwüsten I - Tertiär -

 
   

nach Busche, D. (1998): "Die zentrale Sahara" (Kapitel 1,2,4,5)

 

 

Genereller Klimawandel seit dem Tertiär, Auswirkungen auf Formungsmilieu, ... Konzept der Reliefgenerationen, Aktualismus, Beziehung von Morphologie zu Paläoklima... Lage der Wüsten, Bezug zu Klima (tropischer Ostjet (BESLER), Art der Wüsten, Divergenzen, ...)

 

Zeugen tertiärer Reliefbildung
 

1.
alttertiäre Laterite und Saprolite
 

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Saprolit: völlig zermürbter Reliktboden (alle Stoffe außer SiO2 wurden in Pluvialen mit dem Grundwasser abgeführt schichtunabhängige Schlieren (rosa) = feinverteiltes Mangan (entspricht heutigen tropischen Grundwasserbleichhorizonten) braune Schichten = leichte Eisenoxidation in gröberen Material mit höherer Wasserzugigkeit und besserer Sauerstoffversorgung
Alttertiäre Tiefenverwitterung reichte bis zu 300m tief, Tiefe abhängig von Grundwasserzirkulation während der Verwitterungszeit
isovolumetrische Verwitterung: Gesamtvolumen bleibt gleich (Saprolitwände...), Feldspat zu Kaolin = Volumenzunahme, kann nur durch starke Lösungsabfuhr kompensiert werden

 

2.
jungtertiäre Kluftnetzverwitterung und Kernstein (Wollsack)-Verwitterung
 

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zunächst trockenere Phase: die alttertiäre Decke wird abgeräumt
Jungtertiär: noch mal chemische Tiefenverwitterung, aber mit deutlich abnehmen- der Intensität / Eindringtiefe
starke Bildung von Kerbsteinen (Wollsäcken)
darauf folgend entweder völliger Verwitterung, oder - wenn tieferliegend - Erhaltung und nach Ausspülung / Deflation und Patinierung besonderer Hamada-Typ

GEGENARGUMENT:
kann auch Ergebnis postvulkanischer / hydrothermaler Verwitterung durch aggressive Dämpfe und Lösung im Untergrund sein [Auszuschließen, wenn mit zunehmender Verwitterungstiefe eine Abnahme zu beobachten ist !]

 

3.
Kiesel- und Eisenkrusten (Silcretes, Ferricretes)
 

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Situation im Alttertiär: flächenhafte Abspülung von Boden- / Zersatzdecke; von Tieflandsflüssen überspült (deshalb nahezu vollständiger Reliefausgleich = amphibische, schlecht-drainierte Landschaft)
oberflächennahes Boden- oder Grundwasser führt zur Ausfällung vorher gelöster Kieselsäure (kann später durch Sandsteinkarstverwitterung wieder in Einzelpartien gelöst werden)
es werden auch Eisenoxide ausgefällt: je nach Menge hellgrau - fleckig-rote Färbung
Einkieselung: Kristallgitter der vorhandenen Sandkörner wächst in Poren des Sedi- ments; die extrem aggressive, saure Lösung führt zum Teil sogar zur Auflösung der Quarzkörner Folge: fast porenfreie, extrem harte Gesteinsneubildung (~ Quarzit)

 

4.
Inselberge
 

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markantes Merkmal der Rumpfflächen
oft einzige, von der Abtragung ausgesparte, Reste ( = vertikales Mindestmaß für Abtragung) Ausliegerinselberge: liegen im unmittelbaren Vorland einer Stufe
Schichtrippe: steil verstellte Schichten unterschiedlicher Lagerungsverh.
Normalfall: Inselberge bestehen aus dem gleichen Material wie Umgebung (überdauern also nicht (!) als Härtlinge) = azonale Inselberge (fern von Stufen, können auf allen Gesteinen vorkommen)
Lücke zwischen benachbarten Inselbergen ist flache Wasserscheide ( = bis heute erhaltener Flächenpass)
Granitinselberge: typische prall-konvexe Form, entsteht durch Druckentlastung während der Abtragung (allerdings bleiben oft relativwenig Trümmer von der Abschalung übrig, da diese sofort in situ verwittern)

 

5.
tertiäre Fußflächen (Pedimente) und deren Weiterbildungen
 

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flach geneigt, vom Fuß von Stufen und Inselbergen ausgehende Felsflächen
galten früher als typisch für aride Formung (Starkregen > Schutt wird mitgerissen > scheuert am Felsuntergrund > Zurückverlagerung der Hänge)
in der jüngeren Reliefentwicklung zunehmende Versteilung und "Durchhängen" der Hangprofile
 

 


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starke Hangprofilunterschiede entlang der Sandsteinstufen (kein Gesteinsunterschied, nicht klimatisch bedingt, da nur geringe Entfernung): unterschiedliche Hebungsintensität (?!?)
aktive Pedimentation als Prozess arider Flächenbildung findet heute nicht statt !!!
Schwemmfächer auf Pedimenten lassen sich oft mit Terrassen verknüpfen und wurden als jungquartär datiert
wahrscheinliche Entwicklung: zunächst an Randbereichen von Rumpfflächen bis zum Ende des Tertiärs im Anstehenden durch Flächenspülung entstanden (2. Einebnungsfläche !) dann quartär zunächst lineare Zerschneidung, dann Unterlage für Schwemmfächer (Wechsel von Akkumulation und Zerschneidung = Wechsel feucht - trocken...) sind polygenetisch entstanden !

 

6.
Sandstein- / Eisenkrustenverkarstung
 

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Karstformen in der zentralen Sahara auf Kalksteinen und Sandsteinen oder Silcretes (z.T. sogar auf Granit)
wird in Lehrbüchern oft zu Unrecht als Pseudokarst angesprochen
es handelt sich aber tatsächlich um echte Lösungsformen, deshalb nichtkarbonatischer Karst oder Silikatkarst
als rein unterirdische Form kann auch ‚piping' auftreten (allerdings nur in weniger verfestigtem Material: Saprolit)
Lösung erfolgt aber unter anderen Bedingungen als beim ‚normalen' Kalkkarst
Vorgang ist nicht definitiv bekannt, es wird aber vermutet, dass es sich um Lösungsvorgänge in extrem aggressiven Milieu handelt. Mirkoorganismen können dabei die Lösung von Quarz oder Silikatverbindungen stark beschleunigen und selbst zu chemisch-aggressiven Verbindungen führen.
Mögliches Szenario:
Sumpfbedingungen wie sie vor der Zerschneidung der Rumpffläche geherrscht haben ( = Vegetation, chem. aggressives Milieu durch Pflanzen & Mikroorganismen) Eventuell spielt auch Saprolitisierung vor der Verkarstung eine Rolle (entsteht ebenfalls unter feuchttropischen Bedingungen, es kommt zu einer Zunahme des Porenvolumens; Folge: bedeutende Lösung von SiO2)! Da bedeutende Silcrete-Vorkommen anstehen muss eine große Menge an SiO2 zuvor gelöst worden sein.
tritt zumeist in porenreichen und standfesten Saprolit auf, kommt aber ebenfalls in tonreichen Ferricretes vor, da oft als praktisch unlöslich dargestellt werden !!!
die Oberflächenformung hat in der zentralen Sahara gegen Ende des Tertiärs aufgehört
nach der Abspülung der Boden- / Zersatzdecke (muss in Pluvial- / Interpluvial-Milieu geschehen sein) und nach der Silcrete-Aushärtung kommt es zur Verkarstung ( = jüngeres Tertiär); wegen des global trockeneren miozänen Klimas muss das Sahara-Klima also noch mal zu warm-feuchten Bedingungen gewechselt haben!
Lösungsprozesse schufen heute durch Schluff und Sand verfüllte Karstformen (Poljen, Lösungsdolinen, Ponore), wobei die allermeisten Dolinen keine Einsturzformen darstellen, sondern aus Lösung entstanden sind
bemerkenswert ist, dass es wegen der schnellen Wasserabfuhr im Untergrund zu keiner Salzanreicherung durch Verdunstung kam

Alle Formen sind auf der Plateauoberfläche entstanden, als diese Fläche noch die Hauptlandoberfläche war (abgesehen von einigen Inselbergen), welche sich bei gleichzeitig hohem Grundwasserstand nur knapp über Meeresniveau befand.

Beginnende Flächenzerschneidung / Stufenbildung: Lösungshohlformen werden zerschnitten und eine Grundwasserabsenkung führt zur Trockenlegung
Die Verkarstung hat einen wichtigen Effekt auf die Grundwasserneubildung in diesen vollariden Gebieten: Bei einem rezenten Niederschlag von 20mm / a kommt es wegen der großen Verdunstung eigentlich zu keiner Grundwasserneubildung. Das fossile Grundwasser wird aber durch diese Schlucklöcher regeneriert (schnellerer Abfluss durch Ponore, nicht alles fällt der Verdunstung zum Opfer...)
das heute sichtbare System ist aber nicht vollständig, vielmehr wurde die ursprünglich vorhandene Boden- / Zersatzzone gekappt

Einsturzformen:
die jüngste, noch bis ins Holozän gebildete Hangschuttdecke wird zerschnitten
Einbrüche lassen sich aber nicht alleine aus fehlendem Wasserdruck erklären, da die höhergelegenen Teile des Kluftwassersystems schon während der Vorland-Abtragung ausgelaufen sind... Deshalb eventuell Zusammenhang mit der westafrikanischen Rift. Hohlformen konzentrieren sich auf ein Niveau; deshalb könnte die Bildung ausgedehnter Höhlen mit folgenden Deckeneinstürzen der flächenhaften Abtragung vorausgearbeitet haben...

 

7.
Stufenfußdepressionen
 

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Sind am Fuß von Schichtstufen vorkommende, oberirdische, abflusslose, stufenparallele Depressionen
Sie sind bis einige Zehner Meter tiefer als die anschließende Rumpffläche
Depression befindet sich am Hangfuß in Wassergunstlage und sind somit wahrscheinlich jüngst- / endtertiäre Formen oberflächlicher Sandsteinverkarstung ( ~ Polje)
äolische Deflation hat sie lediglich überformt bzw. ausgeblasen, aber nicht geschaffen !

 

8.
Paläoböden
 

 

Werden gesondert behandelt.
To be continued...  (wer´s glaubt...!)

 

 

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