Bodenkunde, Bodengeographie

   
 

 Böden der feuchten (Sub-) Tropen

 
   

genauer: die Böden der immerfeuchten Tropen, der wechselfeuchten Tropen und der immer-/sommerfeuchten Subtropen

allg. bodenbildenden Faktoren: Klima, Wasser, Ausgangsgestein, Relief, Flora & Fauna, Zeit, Mensch

 

Typische Bodeneigenschaften und -prozesse feucht-(sub)tropischer Böden
 

-

-

-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-

Aufgrund warmer Temperaturen u. ausreichender Feuchte intensive chemische Verwitterung und hohe Organismentätigkeit (Klima u. Wasser)
Intensiver Streuabbau, rasche Bereitstellung der mineralischen Nährstoffe aus dem Detritus (Flora & Fauna)
Feine Zersetzung, oft hoher Tongehalt
Geringer Gehalt an leicht verwitterbaren Mineralien (Restmineralgehalt)
Tonminerale werden aus Verwitterungslösung synthetisiert
Es entsehen hauptsächlich Kaolinit, Gibbsit (Al-Oxid), Sesquioxide
Diese 2-Schichttonminerale sind sorptionsschwach
Daher hat der Boden eine geringe Austauschkapazität
Hohe Oxidbildung: Oxidation von Eisen und Aluminium zu Sesquioxiden
Eisoxide Hämatit (rot) u. Goethit (gelbbraun) bedingen gelbe bis rote Färbung
Oft niedriger pH-Wert (saueres Milieu) bedingt hohe Aggregatstabilität
In saurem Milieu: irreversible Phosphatfixierung
In saurem Milieu: Freisetzung von Aluminium, Konzentration in der Bodenlösung, Toxizität
 

Besonders wichtig ist in diesen Zonen der Faktor Zeit: für die Verteilung der Bodentypen ist das Bodenalter entscheidend, d.h. das Paläoklima kann ebenso wichtig sein wie das heutige Klima, die Bodentypen lassen sich daher nicht immer so eindeutig den heutigen Ökozonen zuordnen

In Hochländern und Gebirgen:

-

-

-

-
-

Relief: Hangerosion bedingt geringmächtige Boden-/Verwitterungsdecke, Kontakt zum mineralliefernden Ausgangsgestein bleibt eng
Klima: niedrigere Temperaturen verzögern chemische Verwitterung und Zersetzung: Braunerden (Cambisol), Parabraunerden (Luvisol), Podsol
In kühlen Hochlagen physikalische Verwitterung: azonale Bodentypen: Rohböden, Syrosem, Regosol
Ausgangsgestein u. Zeit: vulkanische Gesteine
junge Bodenbildungen, Bsp. Auf basischen - intermediären Aschen: Andosol (jap. An do = dunkler Boden)
 

Wasser: azonale Bodentypen unter Grundwassereinfluss: Auen- u. Moorböden, Gleye, z.T. bedingt durch den Menschen: Paddy soils - Böden der zeitweise überstauten Nassreisfelder

 

Bodentypen
 

Nomenklatur nach FAO-Klassifikation, in Klammern weitere Bezeichnungen nach US Taxonomy usw.
 

Acrisol
(fersiallitische Böden, Ultisole, red-yellow podsolic soils)

-
-
-
-
-
-
-
-

-

Name von lat. acris = sauer, ferrum-silicat-aluminium,
versauert durch Basenauswaschung (Podsolierung), geringe Basensättigung (< 50%)
Lessivierung (Tonverlagerung) -> Verarmungs- u. Anreicherungshorizont
Hauptsächlich Kaolinit, z.T. auch 3-Schicht-Tonmineralien
Entsteht auf quarzreichem Ausgangssubstrat
Alter frühpleistozän u. älter
Farbe ockergelb bis braunrot (Fe-Oxide)
Niedriger Humusgehalt - charakteristisch für immerfeuchte Subtropen u. z.T. wechself. Tropen, also SO-Asien, -USA, -China, -Brasilien
Ertragspotential gering - hoch (bei Düngung), hohe Erosionsanfälligkeit
 

Alisol
(erst neu ausgegliedert, daher keine anderen Namen, früher Untertyp von Acrisol)

-
-
-
-
-

Sehr ähnlich dem Acrisol,
Name von Aluminium
mit höherem 3-Schicht-Tonmineral- u. Aluminiumgehalt
Verbreitung v.a. SO-USA, -Brasilien
Ertragspotential mäßig hoch
 

Lixisole
(Alfisol, ferrugineous soils)

-
-
-
-
-
-

Name von lat. luere, pp lixius = ausgewaschen
Lessivierte Böden (tropischer "Luvisol")
niedrige KAK, Kaolinit dominiert
Hohe Basensättigung (> 50%)
Verbreitung wechselfeuchte Tropen
Ertragspotential gering - günstig
 

Vertisole
(Pelosol, black cotton soil, Regur, Tirs, Grumusol, Margalitic soil)

-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-

Name von lat. vertere = wenden, griech. pelos = Ton
Hoher Tongehalt (> 30 %, meist > 50%),
Hoher Anteil (- 90%) quellfähiger Tonminerale (v.a. Smectit/Montmorillionit)
Selbstmulch-Effekt (Hydro-/Peloturbation) durch Quellen und Schrumpfen
Muster an der Bodenoberfläche Gilgai-Relief
Hohe KAK
Entsteht auf kalkhaltigem Ausgangssubstrat: pH-Wert neutral - alkalisch
v.a. in abflussarmen Senken, Ebenen und Talböden
Farbe schwarz, dunkelgrau, z.T. graubraun
Verbreitung wechselfeuchte Tropen u. Subtropen, auch gemäßigte Breiten (Smonitza)
Ertragspotential sehr hoch, Bearbeitung problematisch (Minutenböden), wichtiger Ackerboden
 

Nitisole
(Nitosol, Alfisol, Krasnozem)

-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-

Name von lat. nitidus = glänzend, Oberflächen der Aggregate
Entsteht auf silikatreichem Ausgangssubstrat: pH-Wert basisch
Alter früh-/mittelpleistozän
Reste an verwitterbaren Mineralien in Schluff- u. Sandform
Lockeres Bodengefüge / Porosität: gute Durchlüftung u. große nutzbare Wasserkapazität
rasche Infiltration des Regenwassers, geringe Erosionsanfälligkeit
Hauptsächlich Kaolinit, z.T. auch 3-Schicht-Tonminerale
Relativ niedrige KAK
Farbe (leuchtend) rot - rotbraun
Lessivierungserscheinungen geringer als beim Acrisol
Geringe Flächenanteile
Ertragspotential sehr hoch, beste Böden der feuchten (Sub-)Tropen
 

Ferralsol
(Oxisol, Ferralit, Latosol, Roterde)

-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-

Name von lat. ferrum = Eisen, al von Aluminium, oxidreich
Alter seit Tertiär u. älter, langer Entwicklungszeitraum
Auf alten Kontinentschilden auf versch. Gesteinen
bei jungen Landflächen auf basenreichem Gestein
Tiefgründige Verwitterung (30 - 50 m)
Einförmiges Profil in Farbe und Textur (Tonimmobilität)
Farbe hellgelb - tiefrot (Fe-Oxide Hämatit u. Goethit)
Tonfraktion: Kaolinit, Fe-/Al-(hydr-)oxide
Aggregate von Pseudosand
Geringer Silikatgehalt, in Schluff und Sand - Niedrige KAK
Bodenreaktion sauer - stark sauer
In feuchten Tropen (unter Wald)
Ertragspotential gering - mäßig
 

Plinthosol
(Plinthic Ferralsol, Laterit, Sesquisol)

-
-
-
-
-
-

-
-

Ferralsol mit Lateritkruste (Plinthit, ironstone, petroferric phase) > 25 vol. %
Name von griech. plinthos = Ziegelstein, lat. later = Ziegelstein
Im oberen B-Horizont residuale Anreicherung von Oxide durch Desilifizierung
B-Horizont mit Kaolinit, Eisenverb., Sesquioxiden u. Quarz mit Bleich- und Rostflecken
Fest, geringe Wasserdurchlässigkeit
Bei Erosion des Oberbodens und z.T. Freilegung der Schicht Austrocknen des Boden irreversible Verhärtung zu Aggregaten u. Krusten
Farbe gelb - rot - violett -rosa -weiß
Heute v.a. in wechselfeuchten Tropen
 

Ferralic Cambisol
(eutrophe braune Tropenböden)

-
-
-
-
-
-

Junges Entwicklungsstadium
Verwitterbare Minerale
Höhere KAK
In Erosionslandschaften: hügelige u. bergige Gebiete mit Flächenabspülung
Geringe Verbreitung
Ertragspotential relativ hoch
 

Ferralic Arenosol

-
-
-
-
-

Sandböden
Geringer Silikatgehalt
geringe KAK
geringe Wasserspeicherfähigkeit
Ertragspotential mäßig, Dürrestressgefährdung

 

Literatur:
 

Mückenhausen, E. (1993): Die Bodenkunde und ihre geologischen, geomorphologischen, mineralogischen und petrologischen Grundlagen. Frankfurt am Main

Scheffer, F. & Schachtschabel, P. ( 1998 ): Lehrbuch der Bodenkunde. Stuttgart.

Semmel, A. ( 1977 ): Grundsätze der Bodengeographie.

Kuntze, H., Roeschmann, G., Schwerdtfeger G. ( 1994 ): Bodenkunde. Stuttgart.

Schultz, J. (1995): Die Ökozonen der Erde: die ökologische Gliederung der Geosphäre, UTB für Wissenschaft, Stuttgart

 
 

 

 

zur Themenliste