Bodenkunde, Bodengeographie

   
 

 Bodenerosion

 
   

1.

Begriffliches
 

-

-
-

Erosion = Abtragung der Erdoberfläche durch fließendes Wasser (Regen, Schneeschmelze), hier (inkonsequenterweise auch äolisch)
Boden = Verwitterungs- und/oder Lockermaterial
2 Formen der Bodenerosion:
-> dynamisches Gleichgewicht mit Vegetation: "normale Erosion"
-> bedeutsam: Vegetation beseitigt (anthropogen): kulturbedingte Erosion

 

2.

Geschichtliche Phasen der kulturbedingten Bodenerosion
 

 

a)
b)
c)

d)

Neolithikum (4000-3000 v.Chr.)
(Römer)
Mittelalterlicher Landesausbau (Ackerbau) und Holzgewinnung (-> Frage der nach. Nutzung)
Neuzeitlicher Landesausbau (agrar/Bevölkerung oder klimatische Gründe?)
 


bedeutende Auelehme

 

->Herstellung eines Gleichgewichtes durch Reaktion des Menschen

 

3.

Formen der Bodenerosion

 

3.1.
Bodenerosion durch Regenwasser
 
3.1.1
Ablösung

-

-
-

Luftsprengung bzw. Risse durch Austrocknung -> Mikroaggregate (klein = direkter oder dispergierter Transport)
Dispergierung -> v.a. Na, K-Ionen umgeben sich mit Wasserhülle
Splash-Wirkung -> Zerteilung, Verteilung durch kinetische Energie der Regentropfen, radiales Ausweichen, durch Wasserfilm nach schräg oben (glatte Oberfläche effektiver)
 

3.1.2
Transport

-
-

-

-

-
-

Splash-Transport (hangab>hangauf)
Verschlämmen (Verstopfen der Poren) -> fördert Abfluss und Transportkapazität -> Erosion durch Oberflächenabfluss
Kohäsives Material: Ausbildung eines Rinnenkopfes (und Strudeln, Kolken etc.) durch Sprünge von instabilem zu stabilem Fließen (Energiefreisatz)
Abfluss (Turbulenzen durch Splash geben Impuls zur Suspension/Rollen -> Rillen-bildung zwischen Rinnen)
dann Konzentration -> höhere Fließgeschwindigkeit und Turbulenz !!!
Hangfuß -> Schwemmfächer oder Abtransport
 

3.1.3
Formen

-


-

Luftsprengung, Dispergierung und Splashwirkungen -> flächenhaft, ohne erkennbare Formen (schwer quantifizierbar, aber bedeutend, z.B. Köpfen von Profilen), allenfalls Akkumulation am Hangfuß
linienhafter Abfluss -> lokal -> linienhafte Formen
 

 

-
-

-
-

Rillenerosion mit vielen, seichten Bahnen, v.a. in sandigem Material (10 cm)
Rinnen (ephemeral gullies), tiefer und breiter durch konzentrierteren Abfluss, noch beseitigbar (30 cm)
Graben, Gullies durch viel Abfluss/Erosion (~ m)
Tunnelerosion durch Infiltration und Ausschwemmung von dispergierten Teilchen in Böden mit Krusten, Wurzelhorizont etc. über schlechtem Gefüge, humusarmen bzw. Na-reichen Horizonten (bis max. 2 m)
 

3.1.4
Faktoren

-
-
-
-

Intensität des Regens · Vegetationsschutz (Höhe, Fläche -> Jahreszeit)
Hangneigung und Einzugsgebiet
Bodentyp und Bodenart (Löss, Schluff bes. gefährdet)
Mensch

-> Fazit: Bedeckung in Regenzeiten hemmt Bodenerosion durch Regenwasser
 

3.2
Bodenerosion durch Schneeschmelze
 

-
-

-

Frostspalten (meist polygonal) im Frühwinter
dann Schneedecke und Gefrornis bis Frühlingsanfang (Dichtelagerung von enormen Wassermassen)
also große, intensive Abflussmenge:
  

 

-

-
-

-
-

Abfluss entlang Gefälle, später während Bodenauftauen Pflugspuren -> Zick-zackbahn Verschlämmung der Polygone
Sandfahnen (Abfluss über Schnee, Infiltration und Zurückbleiben des Sandes)
unter Schnee Rinnen- bzw. Kastenbildung durch gefrorenen Boden, oder durch Sedimentation am Hangfuß
Später erst Kerbenbildung
evtl. Auffüllung mit Material, Wassersättigung und sukzessive Frostrisse
 

 

-> Gegensatz zur Regenwassererosion: kein flächenhafter Abtrag, Abhängigkeit von Schneemenge, Energiezufuhr und Bodenfrost
 

3.3
Gravitative Bodenverlagerung
 

-
->

-

Bodenfeuchte steuert Reibung und Kohäsion
Rodung (etc...) hemmt Verdunstung, also mehr Versickerung und Bodenfeuchte und folgende Anfälligkeit für gravitative Bodenverlagerung
Prozesse sind Stürze, Rutsche (Translations- und Rotationsrutsche), Massenfließen (Solifluktion, Viehtritt, Muren) und Bodenbearbeitung (Pflügen etc.)
 

3.4.
Bodenerosion durch Wind
 
 

~ Bodenverwehung, v.a. in Norddeutschland
 

 

Vorgänge und Formen:

 

-
-
-
-

-

-

Korngrößenabhängigkeit (v.a. Fein- Grobsand)
Ablösen von Partikeln (Abrasion?? eher Korrasion?) durch Windschub
Rollen (Grobsand) durch Impuls der Saltation
Saltation auf parabolischer Bahn in höheren Windschichten, dann Bombardement mit kinetischer Energie und Selbstverstärkung (Staubwolken, Angriff der Aggregate)
Suspension (< 0,1 mm) durch/in Turbulenzen ausgelöst durch Saltation und Ablösen bis hin zur Sedimentsättigung
Formenvergesellschaftung: Skelettboden ->Sandfahnen -> diffuser Staubeintrag
 

 

Faktoren der Erodierbarkeit durch Wind

 

-


-


-
-

Boden: abhängig von Körnung und Humusgehalt (-> Aggregierung und Wasser-kapazität, siehe Zustandsbewertung der Reichsbodenkartierung) und Krustenbildung, besonders gefährdet sind entwässerte Moore
Witterung: abhängig von Windgeschwindigkeit und Komplex aus Niederschlag, Luftfeuchte und Verdunstung (steuern Feuchte der Bodenoberfläche), damit auch Abhängigkeit von Jahreszeiten und Großwetterlagen
Vegetation: verringert bodennahen Wind, filtert Partikel
Relief: abhängig von Rauhigkeit (Ackerrelief), Feldlänge und Feldgrenzen
 

 

Folgen

 

-

Auswehung

- Verlust an feinen Bodenpartikeln samt Nähstoffe und   Beeinflussung der Austausch- und Wasserkapazität
- Schäden der Wurzeln durch Krusten und Steinpflaster
- Köpfen von Ah Horizonten und Bodenprofilen
- Steigerung der künftigen Erodierbarkeit (durch Wasser)

-

Akkumulation

- Pflanzenüberdeckung
- Strukturverschlechterung
- unerwünschte Nährstoffe

-

Schutz

- Hecken
- Nord-Süd-Ausrichtung der Felder
- ackerbauliche Maßnahmen

 

4.

Auswirkungen
 

4.1.
Bodenerosion und Schwebstoffe
 
 

-> Schwebstoffquellen: welcher Schwebstoff kommt wann woher??
 

-
-
-
-

mechanische Beanspruchung der Organismen
Änderung des Fließregimes
Beeinträchtigung der Photosynthese
Verschlämmen der Sedimente (-> Habitate, Ökologie...)
 

4.2.
Schäden
 

-

On-Site-Schäden sind Schäden in der Feldflur und ihren Böden:

 

 

Bodenabtrag, kolluviale Sedimentation, Schädigung der Feldfrucht, Verkürzung der Bodenprofile, erschwerte Bearbeitbarkeit, Sediment- und Nährstoffaustrag -> Ertragsminderung
 

-

Off-Site-Schäden sind Wirkungen, Schäden und Kosten der Bodenerosion in den nachgeordneten Ökosystemen (z.B. Akkumulationsflächen, Talauen, Flusssysteme...):

 

 

Kolluvium, Schwebstoffe und Auelehm, Hochwässerschäden, Eutrophierung etc. mit ihren direkten und indirekten (finanziellen, ökologischen...) Auswirkungen
 

 

zur Themenliste