Klausuren Physische Geographie

   
 

 Der Wind als Gestalter des festländischen Reliefs

 
     

1. Einleitung
 

 

Wind: Ausgleichsströmung zwischen zwei unterschiedlichen Druckgebieten; Gradientwind, geostrophischer und ageostrophischer Wind; unterschiedliche Windstärken
Verbreitung der äolischen Geomorphodynamik: vornehmlich Trockengebiete, sowohl heiße als auch kalte Wüsten, Voraussetzung ist Wasser- und Vegetationsmangel, da beide Boden- und Sedimentsubstrat binden und damit die äolischen Prozesse einschränken und unterbinden. Die Trockenheit muss hier nicht nur klimatischen Ursprungs sein, sie kann auch edaphisch bedingt sein. Indirekte Formung des Reliefs auch außerhalb dieser Zonen möglich.

 

2. Äolische morhodynamische Prozesse und Formen
 

2.1 Äolische Verwitterung und Abtragung
2.1.1 Deflation

-

Prozess: Ausblasung, Flächenabtragung des Feinmaterials;

-

Formen: Deflationswannen, Wüstenpflaster durch "Sortierung" (Feinmaterialabtrag), Sandtennen
 

2.1.2 Korrasion

-

Prozess: Abtragung des Gesteins durch bewegte Agenzien (Sandkörner etc.), Funktion eines Sandstrahlgebläses, Schliff der Oberfläche

-

Formen: Yardangs, Windkanter, Rillen, Windstich

 

2.2 Äolischer Transport und Akkumulation
2.2.1 Suspension

-

Prozess: Feinmaterial (Schluff und Ton) wird vom Wind über größere Entfernungen verfrachtet (oft in Form von Staubstürmen) und randlich der Trockengebiete (wo keine Deflation mehr stattfindet) abgelagert.
 

2.2.2 Saltation

-

Prozess: "Springen" der Sandkörner und kleinerer Aggregate im mm-Bereich (ausgelöst durch Zusammenstoß) -> Materialsortierung (größere Körner bleiben zurück) und Verlagerung (durch erneuten Zusammenstoss)
 

2.2.3 Reptation

-

Prozess: "Rollen" von Sand und Feinkies, hervorgerufen durch Winddruck und Bewegungsimpulse (Zusammenstoß mit anderen Körnern, z.B. aus Saltationsvorgängen)
 

2.2.4 Formen

2.2.4.1

Lössebenen (Suspension): Ablagerungen kleiden das Relief aus und nivellieren die vorhandenen Oberflächenformen. Transversal zur Windrichtung verlaufende Täler bilden durch Ablagerungen im Lee einen asymmetrischen Querschnitt aus. Verbreitung: in rezenten und pleistozänen Periglazialräumen (Lössbörden)

2.2.4.2

Krustenbildung: Suspensionsfracht wird zu Wüstenlack umgewandelt und bildet Krusten auf Gestein und Boden, die der Verwitterung länger widerstehen (indirekte Reliefformung)

2.2.4.3.

Salzverwitterung: Suspensionsfracht liefert Material für die Salzverwitterung (indirekte Reliefformung)

2.2.4.4

Rippeln: Ähnlich wie im Meer bilden Materialbewegungen durch Saltation und Reptation Sandrippeln, deren Kämme senkrecht zum Wind stehen, eine Höhe von 1-50 cm erreichen und rasch wandern. Rippeln können ein Initialstadium für -> Dünenbildung darstellen.

2.2.4.5

Dünen: äolischer Transport, Saltation und Reptation führen zu Materialakkumulationen an Hindernissen (Pflanzen, Erhebungen): Nebka (Pflanze), Parabeldüne (Pflanze), Sandrampe (Luvdüne vor Hindernissen). Freie Dünen entstehen durch Akkumulation an initialen Unebenheiten (Barchan), diese können sich weiterentwickeln (abh. vom Windsystem - uni-, bi-, mehrmodal): Sif (Längsdüne aus Barchan), Transversaldüne aus Barchan, Längsdüne aus Parabeldüne, Sterndüne (Draa). Entscheidend für Weiterentwicklung der Dünen ist die Wanderung, welche durch Deflationsprozesse im Luv und Akkumulationsprozesse im Lee vonstatten geht. Von großer Bedeutung hierfür ist die Windrichtung und -intensität: Draas und andere komplexe Dünen sind Vorzeitformen und werden unter heutigen Bedingungen nicht mehr gebildet.

 

3. Indirekte Gestaltung des Reliefs durch den Wind
 

3.1 Windwurf

-

Prozess und Bedeutung: Bei Starkwindereignissen (Sturm, Orkan etc.) werden durch die hohen Windgeschwindigkeiten Bäume entwurzelt oder abgeknickt. Das dadurch verlorengegangene Wurzelwerk verringert die Wasserspeicherkapazität des Bodens. Besonders an Hanglagen vermehrt sich dadurch der Oberflächenabfluss und es kommt zu Erosionserscheinungen (Schlipfe, Erdfließen etc.)
 

3.2 Sturmfluten

-

Prozess und Bedeutung: Mit Springfluten zusammentreffende auflandige Winde bewirken einen Wasserstau in Richtung Küste und damit einen deutlich über dem Normalen liegenden Wasserhochstand. Zusammen mit der Wellenenergie führt dies zu Erosionsvorgängen an den Küsten
 

3.3 Nivaler Bereich

-

Prozess und Bedeutung: Durch Schneeverfrachtungen v.a. im Gebirge bilden sich mächtige Akkumulationskörper, in denen der Schnee länger liegen bleibt und dadurch bis weit in den Sommer für Durchfeuchtung des Untergrundes mit entsprechenden Folgen für die Morphodynamik sorgen kann.
 

3.4 Stabilisierung des Reliefs

-

Prozess und Bedeutung: Unter bestimmten Umständen kann Windtransport und -akkumulation zu einer Stabilisierung der Oberflächenformen und einer Hemmung der Morphodynamik beitragen: Mineralischer Staub wird aus Trockengebieten ausgeblasen und dient nach seiner Akkumulation als Dünger für Pflanzen, die wiederum den Boden und damit das Relief befestigen.

 

4. Schluss
 

 

Klimaänderung: Zu erwartende Verstärkung der Windenergie? Oder durch zunehmende Degradation von Böden Ausweitung der edaphischen Trockenzonen und damit der äolischen Morphodynamik?

 

     

 

zur Themenliste